Lesungen: Tipps für einen gelungenen Auftritt

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Lesungen sind für Autoren nach wie vor ein gutes Mittel, um sich und die eigenen Werke bekannt zu machen. Wer einen Vertrag mit einem Publikumsverlag hat, wird bei der Planung von Lesungen in der Regel von ihm unterstützt. Doch die Verlage erwarten auch Eigeninitiative ihrer Autoren. Und als Indie-Autor ist man eh für alles selbst verantwortlich. Hier sind einige Tipps für die richtige Vorbereitung und einen reibungslosen Ablauf.

Termin

Bei der Auswahl des Termins sollten Autoren darauf achten, dass zeitgleich keine nationalen oder internationalen Sportereignisse stattfinden. Ebenso ist es hilfreich, wenn die Lesung nicht mit der großen Samstagabendshow im Fernsehen konkurrieren muss. Der Termin sollte außerdem nicht mit anderen kulturellen Angeboten in der Stadt zusammenfallen: Findet an dem Abend in der Stadt ein Konzert eines großen Stars statt? Feiert ein Theaterstück Premiere? Ist Kirmes, Rhein in Flammen, eine Nacht der Museen? In solchen Fällen sollte der Termin lieber verlegt werden.

Wahl des Veranstaltungsortes

Buchhandlungen sind immer gute Orte für Lesungen. Für besonders gelungen halte ich zudem Orte, die einen Bezug zum Setting und/oder zur Handlung des Romans haben. Eine Lesung zu einem Forensik-Thriller könnte zum Beispiel in einem rechtsmedizinischen Institut stattfinden. Einen Mittelalter-Roman könnte man in einer Burg oder in einem alten Kellergewölbe vorstellen. Einen Liebesroman in der romantischen Kulisse eines Rosengartens, in einem Schloss oder auf einem Gutshof – je nachdem, was zum Roman passt. Für Science-Fiction, vor allem für Weltraum-Settings, bietet sich ein Planetarium an. So kann sich das Publikum leichter in die richtige Stimmung versetzen.

Die Vorbereitung

Auswahl der Textstellen
Als Einstieg eignet sich der Beginn des Romans. Zum einen ist er mit Sicherheit die am häufigsten und am besten überarbeitete Stelle im ganzen Werk, zum anderen wird hier (in der Regel) der Protagonist gut eingeführt, es gibt Handlung und Spannung und eine Vorausdeutung kommender Schwierigkeiten – perfekt, um ein Publikum von Beginn an zu fesseln.

Weitere Textstellen dürfen gern aus der Mitte gegriffen sein. Sie sollten die Besonderheiten und Stärken des Romans herausstreichen und vor allem spannend sein. Natürlich endet der Autor jeweils, bevor die Auflösung der Situation kommt. Schließlich dienen Lesungen dazu, den Roman und weitere Werke des Autors zu verkaufen.

Lesen üben
Das klingt blöd, schließlich geht man davon aus, dass alle Autoren lesen können. Aber hier geht es darum, das laute Vorlesen zu üben. Und das ist ein Muss vor jeder Lesung. Die ausgewählten Textstellen sollen in Fleisch und Blut übergehen, die Worte sollen flüssig über die Lippen kommen, die Betonung soll sitzen und die Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit dem Text angepasst sein.

Die meisten Autoren machen übrigens den Fehler, zu schnell zu lesen. Die Zuhörer im Raum haben den Text jedoch nicht vor sich. Es ist gar nicht so einfach, einem vorgetragenen Text zu folgen. Daher sind eine gute Geschwindigkeit und die richtige Betonung so wichtig. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, kann man sich ein paar Hörbücher oder Hörspiele anhören. Ein Sprechertraining ist auch empfehlenswert, allerdings nicht preiswert. Häufig helfen aber auch schon ein paar Tipps vom Profi und das Üben vor einem kritischen Testpublikum, etwa vor dem Partner oder einigen Freunden.

Anekdoten
Ein reines Vorlesen von Auszügen aus dem Werk ist nicht mehr zeitgemäß. Natürlich möchte man als Autor auf das Buch neugierig machen und Leser dafür gewinnen, doch das geht auch anders – und zwar besser! Statt nur zu lesen, sollten Autoren während der Veranstaltung möglichst viel frei reden beziehungsweise erzählen, zum Beispiel von ihrem Autorenalltag, vor allem aber von der Entstehungsgeschichte des Werks (woher kam die Idee und in welcher Situation ist sie entstanden? Wie reagierten nahestehende Personen?), zum übergeordneten Thema (eventuell untermalt mit Statistiken, Bildern, Videosequenzen), zu interessanten Fundstücken im Rahmen der Recherche etc. Das ist wesentlich spannender als ein reines Vorlesen. Denn Lesen können die Menschen im Publikum das Werk später selbst, nachdem sie es hoffentlich gekauft haben. Hier geht es darum, eine Beziehung zwischen Zuhörern und Autor zu schaffen. Und in der freien Rede kommt die Persönlichkeit des Autors zum Vorschein, die genau zu einer solchen Bindung führen kann. Das kann das sture Vorlesen nicht leisten.

Eine kurze Selbstvorstellung sollte man am besten ebenfalls einstudieren. Drei bis fünf Sätze reichen. Der Name dürfte kein Problem sein, aber danach sollte man in der Lage sein, kurz den schriftstellerischen Werdegang wiederzugeben und etwas zum Thema des Romans zu sagen und warum es für einen persönlich so wichtig ist, dass man darüber ein Buch geschrieben hat.

Handouts
Ein Büchertisch ist bei einer Lesung selbstverständlich. Aber man kann noch mehr anbieten:

  • Lesezeichen mit dem Cover des aktuellen Romans
  • Handzettel mit Cover, Buchtitel und Kurzbeschreibung des aktuellen und auf der Lesung vorgestellten Werks und einer Kurzbiografie des Autors (für die, die sich nicht gleich zum Kauf entscheiden können oder lieber die E-Book-Variante haben möchten als Gedächtnisstütze – oder um das Werk Bekannten weiterempfehlen zu können)
  • Flyer mit den Covern, Buchtiteln und Kurzbeschreibungen aller Werke des Autors
  • Kugelschreiber, Blei- oder Gelstifte mit Aufdruck
  • Notizblöcke mit Cover oder Buchtitel
  • Bonbons (eventuell mit gestaltetem Einwickelpapier oder gestalteter Verpackung)
  • Schokoladentäfelchen
  • was einem sonst noch einfällt

Alles, was aus dem Üblichen heraussticht, hilft dabei, im Gedächtnis zu bleiben und eine Bindung zum Leser aufzubauen.

Akustik
Vorher abklären: Wird bei der Lesung ein Mikrofon benötigt oder nicht? Das hängt von der Größe des Raumes und von der Anzahl der erwarteten Zuhörer ab. Falls ja, sollte man sich frühzeitig an den veränderten Klang der eigenen Stimme über Lautsprecher gewöhnen. Manche sind sonst verunsichert. Der Autor sollte früh genug vor Ort eintreffen und einen Soundcheck machen, um beispielsweise Rückkopplungen auszuschließen. Nicht zu nah ans Mikrofon gehen.

Kleidung
Mit dem passenden Outfit kann der Autor wie mit der Wahl des Veranstaltungsortes die Fantasie seiner Zuhörer anregen. Die Autorin historischer Romane könnte ein wallendes Gewand tragen, der Autor von Medizin-Thrillern einen Arztkittel. Das Wichtigste ist aber: Man sollte sich wohl fühlen. Im Zweifel lieber auf Experimente verzichten und selbstbewusst auftreten können.

Getränke
Dass jegliche Form von Alkohol kontraproduktiv ist, wenn man die Hauptperson einer Veranstaltung und für deren Gelingen verantwortlich ist, muss sicher nicht extra betont werden. Aber auch andere Getränke haben ihre Tücken. Bei zu viel Kohlensäure droht Sodbrennen – und ein Aufstoßen hört sich über ein Mikrofon nicht wirklich gut an. Orangensaft mit viel Fruchtfleisch? Ja, der ist sehr gesund, aber hier droht die Gefahr, sich an dem Fruchtfleisch zu verschlucken, gerade dann, wenn man nervös ist. Das beste Getränk für Redner – ob bei Lesungen, Vorträgen oder in einer Fernseh-Talkshow – ist tatsächlich stilles Wasser. Und man sollte sich ruhig hin und wieder die Zeit nehmen, daran zu nippen. Viel zu reden trocknet den Mund und den Rachen sonst aus, Heiserkeit wäre die Folge. Die Zuhörer warten gern einige Sekunden, um dann weiter dem packenden Vortrag zu lauschen.

Der Ablauf

  • Publikum begrüßen
  • sich vorstellen und kurz was zum eigenen Werdegang und zum vorliegenden Werk sagen (auch wenn zuvor seitens des Veranstalters, beispielsweise der Buchhandlung, eine kurze Einführung gegeben wurde)
  • Lesen der ausgewählten Textstellen; bei größeren Lücken dazwischen vor der nächsten Textstelle eine kurze Einordnung liefern, damit die Zuhörer dem Geschehen folgen können
  • Anekdoten einflechten
  • Eventuell zwischendrin eine Pause, falls die Veranstaltung länger als eine Stunde gehen soll
  • nach dem Ende der letzten Textstelle dem Publikum herzlich für die Aufmerksamkeit danken
  • Diskussion/Fragerunde
  • Werke signieren

Viel Erfolg!

Haben diese Tipps dir weitergeholfen? Hast du Anmerkungen zu diesem Artikel oder weitere Vorschläge, worauf Autoren bei Lesungen achten sollten? Ich freue mich über Kommentare!

Siehe auch:
Verzückte Fans statt müder Zuhörer: Wie Autoren ihr Publikum bei Lesungen begeistern können


Bildnachweis: envivo / depositphotos.com

4 Kommentare

  1. Sehr geehrte Frau Brömer,
    am letzten Freitag hatte ich meine erste Lesung die super gut gelungen war, weil ich Ihre Tipps zuvor gelesen und umgesetzt habe.
    Mit meinem Buch, Lösungen aus der Tiefe, einem Ratgeber konnte ich Ihre Hinweise, dass nicht nur Gelesen sondern auch frei gesprochen wird,glänzen.
    Herzlichen Dank :)

    Mit freundlichen Grüßen
    Ulrike J. Fischer- Heiß

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