Foto Szenenplan auf Karteikarten

Der Szenenplan: Reiseroute durch den Romandschungel

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Unter den Autoren gibt es zum einen die Entdeckungsschreiber, die einen Roman sich erst während des Schreibens entfalten lassen. Und es gibt die Outliner, die sich vor dem eigentlichen Schreiben bereits Gedanken darüber machen, wie der Roman später aussehen soll. Die meisten Autoren, die ich persönlich kenne, gehören zur zweiten Sorte – wobei der Grad der Vorbereitung durchaus variiert. Auch ich gehöre zu den Outlinern. Beim Schreiben meines ersten Romans empfand ich den Szenenplan als besonders hilfreich. Mit dieser recht detaillierten Planungsmethode kann ein Autor bereits vorab prüfen, ob der Stoff für einen Roman geeignet ist. Zudem hat er ein prima Instrument an der Hand, um eine Sackgasse oder gar die berüchtigte Schreibblockade zu vermeiden. In diesem Artikel geht es darum, wie ein solcher Szenenplan aussehen kann.

Die Vorgehensweise beim Ausarbeiten des Szenenplans

Der Szenenplan stand am Ende meiner Vorbereitungsphase vor dem Beginn des Schreibens der Rohfassung. Zuvor hatte ich die Grundidee entwickelt, das Genre festgelegt, die Haupt- und Nebenfiguren ausreichend charakterisiert, eine Prämisse entwickelt und eine Handlungsstruktur entworfen (ich benutzte dazu den 7-Punkte-Plan, den ich nur empfehlen kann, und wandte ihn zweigleisig sowohl auf den Haupthandlungsstrang als auch parallel auf den Nebenhandlungsstrang an).

Die inhaltliche Vorgehensweise

All die oben genannten vorigen Schritte flossen in den Szenenplan ein und machten es mir erst möglich, ihn zu erstellen. Ich kannte das auslösende Ereignis, das die Geschichte ins Rollen bringt, ich wusste, wie die Figuren ticken, was sie antreibt, welche Ziele sie haben – und ich kannte die wesentlichen Wendepunkte der Geschichte. Damit konnte ich die Planung gut auf Szenenebene herunterbrechen. Denn um von Wendepunkt zu Wendepunkt zu gelangen, benötigt eine Figur beispielsweise Informationen. Mit wem muss sie dazu sprechen, welche Orte muss sie dazu aufsuchen? Schon gelangt man automatisch zu Szenen, die zwingend notwendig sind, um die Geschichte entsprechend voranzutreiben. Auch bestimmte Ereignisse standen bereits fest, die natürlich ebenfalls in Szenen gegossen werden mussten.

Zudem haben alle Ereignisse eine Folge: Figuren müssen darauf reagieren, entweder in Form von Handlungen oder von Dialogen, sie machen sich Gedanken über die Vorkommnisse etc. Nachdem mir aufgrund der vorausgegangenen Vorbereitungsschritte klar war, wie die Geschichte aussehen sollte und wohin sie steuerte, ergab sich der Szenenplan (fast) von selbst. In einer ersten Version umfasste mein Szenenplan 48 Szenen. Als ich mit dem Schreiben der Rohfassung begann, waren es bereits circa 60 und am Ende landete ich bei gut 70 Szenen. Denn beim Schreiben selbst ergeben sich immer wieder zusätzliche Ideen. Und das ist auch gut so und hält den Entstehungsprozess interessant und spannend, auch wenn man die wesentlichsten Punkte vorausgeplant hat.

Die technische Vorgehensweise

Da ich zur Zeit der Vorbereitungen noch nicht die Autorensoftware Scrivener nutzte, habe ich ganz klassisch auf echte Karteikarten und eine Handvoll farbiger Stifte zurückgegriffen. Der Vorteil: Man kann die Karten ausbreiten und so lange hin- und herschieben, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist (s. Artikelbild).

Ich empfinde farbige Kennzeichnungen als gute Hilfe. Denn natürlich muss die Szenenabfolge in sich logisch sein und einen Spannungsbogen bilden. Aber in Nuancen ist man durchaus flexibel. Wenn beispielsweise eine Szene aus Sicht der Hauptfigur geschildert wird, eine andere, die (annähernd) zeitgleich spielt, aus Sicht des Gegenspielers, dann ist die Reihenfolge relativ flexibel, sofern sich nicht durch inhaltliche Zwänge eine bestimmte Reihenfolge ergibt – etwa weil der Leser zum Zeitpunkt des Lesens der einen Szene noch nicht die Informationen aus der anderen Szene kennen soll/darf. Oder man kann die Hindernisse, die sich dem Protagonisten in den Weg stellen, in der Reihenfolge variieren. Natürlich sollen sie sich steigern, aber manchmal ist es irrelevant, ob ein Hindernis die Nummer zwei oder die Nummer drei ist. In solchen Fällen kann man schauen, dass beispielsweise die Handlungsorte ausreichend häufig wechseln und sich somit mehr Dynamik ergibt. Oder dass bei mehreren Perspektivträgern nicht eine Nebenfigur zu geballt (innerhalb weniger Szenen) eine große Bühne bekommt und ansonsten gar nicht. Dabei helfen Farben sehr, denn mit ihrer Hilfe kann man solche Ballungen auf einen Blick erfassen. Ich habe jeweils für Figuren und für Handlungsorte unterschiedliche Farben benutzt.

Nachdem ich ausreichend viele Szenen auf Karteikarten entworfen hatte und die Reihenfolge (vorläufig) feststand, habe ich das Medium gewechselt und die Inhalte in Excel übertragen (inklusive unterschiedlicher Schriftfarben). Dabei sind die Spalten sehr hilfreich. Auch neue Szenen lassen sich ähnlich schnell und unkompliziert einfügen wie bei den altmodischen Karteikarten und ein Verschieben von Szenen ist ebenfalls ohne großen Aufwand möglich.

Diesen Szenenplan habe ich mir dann ausgedruckt und beim Schreiben der Rohfassung neben meinen Laptop gelegt. So wusste ich immer, an welcher Stelle des Romans ich mich befand (zum Beispiel Szene 54 von 72 – Ich sehe Licht am Ende des Tunnels!) und was genau noch fehlte.

Die Rohfassung des Romans habe ich in Scrivener geschrieben. Die Software bietet nebenbei auch alles, was man zum Planen eines Romans benötigt, so etwa eine virtuelle Pinnwand für die von mir geliebten Karteikarten. Auch Recherchematerial (Texte, Websites, Bilder, Audiodateien) kann man prima einbinden und hat so alles Nötige zu seinem Romanprojekt an einer Stelle. Ich denke, beim nächsten Roman plane ich direkt in Scrivener. Das Procedere wird sich nicht großartig von dem beim ersten Roman unterscheiden, lediglich die benutzten Hilfsmittel.

Ganz konkret: Aufbau eines Szenenplans

Mein Szenenplan hat in Excel sechs Spalten:

  1. Nummer: Anhand der Nummer kann ich den Szenenplan nach Änderungen neu sortieren lassen. Zudem ist eine Nummerierung der Szenen ein gutes Hilfsmittel, um zu sehen, ob die Wendepunkte an den richtigen Stellen sitzen.
  2. Handlung: Eine Kurzzusammenfassung dessen, was in der Szene passieren soll. Bei mir sind das jeweils zwei bis zehn Sätze. Mir reicht das und es lässt mir jeweils ausreichend Raum zum Entdecken einer Szene beim Schreiben. Viele planen aber auch detaillierter.
  3. Perspektivträger: Hier trage ich den Namen der Figur ein, aus deren Sicht diese Szene erzählt wird.
  4. Weitere Personen: In dieser Spalte führe ich alle Figuren auf, die ebenfalls in dieser Szene vorkommen.
  5. Setting: Hier nenne ich den Handlungsort, an dem die Szene spielt.
  6. Zusatzinfo: Diese Spalte nutze ich etwas variabel. Meist steht hier der Wochentag/das Datum, an dem die Szene spielt. Das habe ich erst während des Schreibens der Rohfassung ergänzt, als ich merkte, wie wichtig es ist, einen Überblick über den Zeitpunkt zu haben, zu dem Ereignisse stattfinden. Zum Teil habe ich hier auch weitere Bemerkungen eingefügt, etwa was für einen Zweck ich mit der Szene verfolge oder ein Detail, was in dieser Szene unbedingt aufgegriffen werden sollte.

Dieser Szenenplan war für mich beim Schreiben der Rohfassung Gold wert und ich werde auch in Zukunft auf dieses Hilfsmittel zurückgreifen.

Wie ist es bei dir? Planst du deine Romane im Voraus? Entwickelst du dann auch einen Szenenplan? Lässt du einen der von mir genannten Punkte aus oder führst du einen zusätzlichen Punkt auf, auf den du nicht verzichten möchtest? Ich freue mich über Kommentare!


Bildnachweis: eigenes Foto


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23 Kommentare

  1. Früher habe ich meinen Roman während des Schreibens entwickelt. Heute mache ich schon ein grobes Gerüst. Aber bloß nicht zuviel. Das engt mich ein. Was ich stets im voraus weiß, sind die Charaktere meiner Hauptpersonen. Sie bestimmen, wie sich das Buch entwickelt, sind sozusagen meine rote Linie.
    Sollte ich im Laufe des Schreibens merken, dass ich mich doch verzettelt habe oder besser eine andere Richtung einschlagen sollte, dann ändere ich die entsprechenden Passagen, die ich schon geschrieben habe, einfach dementsprechend ab. Das ist mir lieber, als schon jede Szene bis zum Ende zu kennen. Kann ich mir ehrlich gesagt, gar nicht vorstellen.

  2. Ich empfinde meinen Szenenplan auch noch als sehr grob, da ich nur ungefähr weiß, was passieren soll, aber nicht unbedingt, wie und an welcher Stelle ich die Szene starten lasse und an welcher ich sie beende … Aber da ist vermutlich jeder anders gestrickt. Manche Autoren schreiben im Vorfeld sogar mehrere Din-A-4-Seiten pro Kapitel als Planung – das wäre mir auch viel zu umfangreich. Die Zeit allein, die man dafür schon braucht. Und dann hat man beim eigentlichen Schreiben kaum mehr Freiheiten. Dadurch, dass mir die eigentliche Ausgestaltung der geplanten Szene unbekannt ist, fühle ich mich trotz des Szenenplans noch wie ein Entdecker beim Schreiben. Und ich bekomme – wie auch oben beschrieben – während des Schreibens immer wieder neue Ideen für neue Szenen. Ich fühle mich also durch einen Szenenplan nicht eingeengt, aber ich kann es verstehen, dass andere das so sehen könnten.

    Danke für deinen Kommentar!

  3. Habe meinen Roman auch sehr akribisch vorbereitet, jede einzelne Szene. Dabei habe ich in die einzelnen Szenen soviel reingepackt, dass ich nachher Mühe hatte, sie weiter auszuarbeiten. Nun hänge ich und überlege, ob ich noch einmal ganz von vorn beginnen soll.

    1. Hallo Achim und vielen Dank für den Kommentar!

      Vielleicht hilft es, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass in jeder Szene der Perspektivträger ein Ziel hat – und es genau um dieses eine Ziel in der Szene geht, also wie er es erreichen will und die Hindernisse, die sich ihm dabei in den Weg stellen – und wie er auf diese Hindernisse reagiert.

      Hilfreich dabei ist das sogenannte Scene-Sequel-Modell:
      Scene: Ziel, Konflikt, Ergebnis
      Sequel: Reaktion, Dilemma, Entscheidung

      Scene: Die Figur will etwas (Ziel). Es stellen sich ihr jedoch Hindernisse in den Weg (Konflikt). Letztlich gibt es ein Ergebnis. Das kann sein, dass die Figur ihr Ziel erreicht hat, wahrscheinlicher aber ist, dass sie dabei ganz oder teilweise gescheitert ist.

      Sequel: Die Figur reagiert auf ihr Scheitern, sie denkt darüber nach, der Leser erfährt ihre Gefühle dazu. Die Figur überlegt dann, wie sie weitermachen kann, um ihr Ziel doch noch zu erreichen (Dilemma). Letztlich kommt sie zu einer Entscheidung, sie hat also einen Plan für das weitere Vorgehen in Bezug auf ihr Ziel.

      Ich denke, darüber werde ich auch einmal einen Blogbeitrag schreiben. Ich hoffe, dass diese Angaben hier dir schon mal weiterhelfen.

      Nochmals danke für den Kommentar und gutes Gelingen!

      1. Hallo Kerstin,
        durch eine Augen-OP komme ich erst jetzt dazu, Dir für Deine Erläuterungen zu danken. Danach habe ich mal meinen Szenenaufbau überprüft und wirklich festgestellt, dass es teilweise an einer klaren Zielsetzung fehlt. Das zu ändern, wird nun meine nächste Arbeit sein.
        Nochmals vielen Dank und Dir weiterhin viele gute Ideen und Tipps.
        Herzliche Grüße
        Achim

    1. Liebe Sarah,

      in einem Gastbeitrag hier auf Literaturjournal.de hat Marcus Johanus einige verschiedene Systeme vorgestellt, darunter auch das 7-Punkte-System. Den Beitrag findest du hier:
      http://www.literaturjournal.de/2012/08/22/handlungsstrukturen/

      Da mehrere Systeme vorgestellt werden, ist jedes einzelne natürlich recht kurz umrissen. Ich nehme deinen Kommentar aber gern zum Anlass, einen ausführlicheren Beitrag zu meinem Lieblingssystem, dem 7-Punkte-System, zu schreiben. Da kommt also in den nächsten Tagen ein entsprechender Beitrag. Vielleicht hilft dir aber auch schon der grobe Überblick aus Marcus‘ Artikel weiter, der übrigens sehr schön aufzeigt, dass die unterschiedlichen Systeme letztlich „nur“ verschiedene Wege zu demselben Ziel sind, also zu einer ersten groben Struktur mit wichtigen Handlungsmeilensteinen oder Wendepunkten. Dabei ist das Sieben-Punkte-System feiner und ausführlicher als beispielweise die Drei-Akte-Strukur.

      Vielen Dank für deinen Kommentar!
      Kerstin

  4. Ich bin gerade dabei, meinen ersten Kinder/Teeniekrimi zu schreiben. Auf einen ausführlichen Plan habe ich verzichtet, weil ich zu ungeduldig war. Jetzt lese ich immer wieder Korrektur und muss neben den Rechtschreibfehlern auch Inhalte verändern. Ich glaube, ich mache mir die Mühe und erstelle die Exceltabelle jetzt noch. Danke für den Tipp!
    Insgesamt habe ich mit Word gearbeitet und bin damit gut zurecht gekommen.

    1. Hallo Kiki!

      Es gibt viele Autoren, die beim Schreibprozess lieber als „Entdecker“ unterwegs sind und sehen, wohin Figuren und Grundidee sie tragen. Nach der Rohfassung gucken sie dann, was sie vorliegen haben, und müssen gegebenenfalls viel umschreiben und überarbeiten. Tatsächlich machen viele sich dann Listen oder Tabellen, weil es hilft, bei der Überarbeitung den Überblick zu behalten. Ich denke, das ist auch in deinem Fall eine gute Idee.

      Ansonsten: Wenn du beim Schreiben prima klarkamst, ist ja alles wunderbar. Die eine richtige Vorgehensweise gibt es eh nicht und jeder muss für sich herausfinden, wie er am besten zurechtkommt. Ich plane gern etwas voraus, weil ich dann beim Schreiben schneller vorankomme und bei der Überarbeitung – zumindest was die Struktur und Inhalte betrifft – nicht mehr so immens viel zu tun habe. Aber an irgendeiner Stelle muss man die Zeit investieren. Wenn nicht vorab in die Planung, dann beim Schreiben und/oder bei der Überarbeitung.

      Ich wünsche dir gutes Gelingen!
      Kerstin

  5. Liebe Frau Brömer,

    lieben Dank für Ihren Beitrag. Unterbewusst hatte ich auch einen Szenenplan mit Karteikarten entwickelt. Vorab habe ich mir die Protagonisten vorgestellt. Ich teste jetzt den Szenenplan an Testern. Er wird sich sicher teilweise noch verändern oder verschieben. Aber im Gros ist es das. Kann kaum erwarten mit dem Schreiben und recherchieren anzufangen :-).

    Viele Grüße
    Christian Fischer

    1. Lieber Herr Fischer,

      klasse, das klingt doch sehr vielversprechend! Ich wünsche viel Spaß beim Schreiben und viel Erfolg!

      Herzlichen Dank für den Kommentar und beste Grüße
      Kerstin Brömer

  6. Eine sehr interessante Herangehensweise.
    Auch ich habe häufiger mit meinen Romanen Probleme, Übersicht zu behalten, und die Handlung strukturiert aber nicht zu starr zu entwickeln.
    Da ich nur Hobby-Autor bin, halte ich den Kauf teurer Software – die es gibt – für sinnlos und teilweise erfüllen diese auch nicht meine Erwartungen.
    Vielen Dank für diese interessante Taktik.
    Ich werde das mal ausprobieren.

  7. Hallo Kerstin, ich schreibe meinen ersten Roman und habe ich an Ihren Vorgehensweisen orientiert. Nur eine Frage habe ich nicht klären können: Wenn Sie die Szenen numerieren, sollten diese Szenen doch auch innerhalb des Textes numeriert werden. Nur so findet man sie doch (ohne Autorenprogramm) wieder; falls etwas geändert werden soll.
    Wie numerieren Sie Ihre Szenen innerhalb des Textes, ohne daß man später noch einmal den gesamten Text durchgehen muß, um alle „Szene…“ zu löschen? Herzliche Grüße Birgit aus Böblingen

    1. Hallo und vielen Dank für den Kommentar und die Frage!

      Ich nutze den Szenenplan hauptsächlich in der Planungsphase, wenn ich einen Roman plotte. In der Phase kann es sein, dass ich Szenen verschiebe oder noch zusätzliche einfüge – und dabei ist die Nummerierung sehr hilfreich, weil man gerade in Excel einfach die Nummern neu vergeben und dann prima neu sortieren kann. Wenn ich die Rohfassung schreibe, orientiere ich mich dann an diesem Szenenplan. Ich drucke ihn mir aus und habe ihn beim Schreiben neben der Tastatur liegen. Dann ändert sich in der Regel nicht mehr viel an der Reihenfolge. Hin und wieder kommt es vor, dass ich eine zusätzliche Szene (oder mehrere) einfüge, weil mir beim Schreiben weitere Ideen kommen, aber dann ergänze ich das meist nur handschriftlich auf dem ausgedruckten Plan. Dann stehen da meinetwegen Sternchen und ich ergänze am Rand in wenigen Stichworten den Inhalt der zusätzlichen Szene.

      Im Manuskript selbst nummeriere ich nichts. Allerdings schreibe ich Romane in Scrivener, da hat man pro Szene ein Textdokument (und kann daher auch dort Szenen prima hin- und herschieben) und man kann diese „Dokumente“ benennen. Diese Namen sieht man jederzeit, es gibt also links neben dem eigentlichen Texteditor eine lange Liste mit den einzelnen Textdokumenten (Szenen), die bei mir sprechende Namen haben. Diese Namen werden beim Kompilieren nicht in das Manuskript übernommen, sodass ich nichts löschen muss. Ich benenne die Dateien aber nicht mit der Szenennummer, sondern wie gesagt sprechend, zum Beispiel „1. Treffen mit Informant“ oder „Streit Figur X und Figur Y über Wasauchimmer“. So finde ich alles schnell wieder.

      In Word ist das sicherlich ein bisschen aufwendiger. Man könnte die Suchen-und-Ersetzen-Funktion nutzen. Wenn man beispielsweise jedes „Szene 1“, „Szene 2“ etc. mit einer Hintergrundfarbe belegt und am Ende alles, was eine solche Hintergrundfarbe hat, durch nichts ersetzt, wären die allesamt auf einen Schlag weg. Oder man nimmt eine besondere Formatierung, die ansonsten nicht im Text vorkommt, etwa hochgestellte Zeichen oder Ähnliches. Auch dann kann man das auf einen Schlag löschen. Das wäre mein Tipp.

      Viel Spaß weiterhin beim Schreiben und beste Grüße
      Kerstin

  8. Hallo Kerstin, gerade freue ich mich, weil du diesen Artikel geschrieben hast. So detailliert habe ich bisher meine Buchprojekte bzw. deren Ablauf nicht geplant, würde das aber gerne einmal versuchen. Nur habe ich die Erfahrung gemacht, wenn ich die Figuren, die Handlung und alles genau kenne, fühlt es sich an, als wäre das Manuskript bereits fertig. Ich weiß ja schon alles – und das nimmt mir dann oft meine ganze Motivation und Begeisterung, den Text noch auszuformulieren. Wie denkst du darüber?

  9. Ich plane sehr akribisch mit dem Programm Papyrus Autor. Darin nutze ich den Organizer, um einen Szenenplan zu erstellen. Auf Entdeckungsreise gehe ich vorher – per handschriftlichem Brainstorming auf dem Tablet. Da kann meine Fantasie sich nach Herzenslust austoben und ich brauche mich um keine Struktur o.ä. zu kümmern. Oft schreibe ich seitenlang Ideen auf, aber nur die Goldkörnchen schaffen es in die Geschichte und werden in den PC übernommen. Scrivener habe ich auch ausprobiert, aber vielleicht warte ich noch, bis die neue Windows-Version rauskommt. Die Pinnwand gefällt mir sehr gut, aber mit Papyrus komme ich auch super klar.
    Ich plane jede Szene nach folgendem Muster:
    1. Zeit (zwischen halbstunden- und minutengenau – je nach Art der Szene, manchmal dauert eine Szene auch eine bis zwei Stunden). Der Leser bekommt davon meistens nur die Jahres- und die Tageszeit mit, aber ich muss wissen, ob die Szene in dem vorgegebenen Zeitraum ablaufen kann. Und dass keine Figuren anwesend sind, die sich momentan eine Tagesreise entfernt aufhalten …
    2. Perspektive: kann man bei Papyrus extra einstellen; Wer ist der Perspektivträger?
    3. Situation: Wer ist anwesend? Was ist der Schauplatz? Was tun die Figuren gerade? Wie ist der Anschluss an die vorherige Szene? (Falls es einen Cliffhanger gab und dazwischen noch ein oder zwei andere Szenen vorkamen …)
    4. Ziel (des Perspektivträgers): Was will er/ sie erreichen?
    5. Motivation: Warum will er/ sie es erreichen? Sehr wichtig, damit er/ sie nicht plötzlich sagt: Mir ist das Ziel nicht mehr so wichtig, ich hau ab. Dann wäre die Geschichte zu Ende.
    6. Konflikt: Was steht der Zielerreichung im Weg? Meist skizziere ich hier auch kurz den Ablauf der Szene.
    7. Ausgang: Wie endet die Szene? Falls der Perspektivträger sein Ziel erreicht, welche kleine Katastrophe leitet zur nächsten Szene über?

    Ich plane übrigens auch die eine oder andere „Geisterszene“ ein. Das ist eine Szene, die der Leser nicht zu sehen bekommt, weil sie im Hintergrund abläuft. Manchmal muss ich wissen, was zur selben Zeit an einer anderen Stelle passiert, um beides später wieder zusammenzuführen. Und wenn in einer Szene kein Perspektivträger anwesend ist, da ich deren Zahl ungern über fünf in einem Roman ansteigen lasse, kann ich manche Szenen nicht zeigen – oder nur über den Dialog in einer späteren Szene.

    Und ja, obwohl ich das so genau ausarbeite, entdecke und erlebe ich beim Schreiben der Szenen immer noch etwas Neues. Meist sind es Kleinigkeiten, die die Geschichte ausschmücken helfen und auf die ich sonst wohl gar nicht gekommen wäre. Vorher suche ich aber noch nach Querverbindungen zwischen den Szenen, um Foreshadowing einbauen und die Reaktionen der Charaktere auf bestimmte Ereignisse angemessen darstellen zu können. Auch die Charakterentwicklung meines Protagonisten kann ich so nochmal prüfen und für die Szenen Abstufungen notieren, inwieweit eine langsame Charakterentwicklung im Laufe der Geschichte sichtbar wird. (Damit eine Figur nicht plötzlich als geläuterter Typ vom Himmel fällt …) Auf diese Weise bin ich schon auf gute Ideen gekommen, die ich bei einer gröberen Planung wahrscheinlich nicht gemacht hätte. Oder ich hätte viel Text umschreiben müssen … Mir ist es egal, wann ich beim Schreiben etwas entdecke, beim Brainstormen oder beim Szenenplan. Ich will nur nicht alles wieder umschreiben müssen, wenn ich sehe, es passt nicht.
    LG
    Pamina

  10. Hallo, bin eben auf die Seite gestoßen und dachte, ich gebe auch mal meinen Senf dazu.
    Ich hab Scrivener und finde, dass sich hier ganz gut schreiben lässt und planen.
    Ich bin eher so Fraktion planen und dann schreiben, aber auch viel verändern im Verlauf.
    Deswegen habe ich noch das gute A5 Notizbuch in der Tasche. Darin skizziere ich auf max. einer Doppelseite eine Szene, die mir gerade einfällt. Es geht hier nicht um die Reihenfolge. Die puzzelt sich dann tatsächlich beim Schreiben so hin. Was ich aber festgestellt habe, ich merke, wann ich einen Akt wechsle. Dann habe ich das Gefühl, dass ich etwas abgeschlossen habe. Setze mich hin, sortiere und beginne die Rohfassung. Der Rest sammelt sich dann in meinem Notizbuch als weitere kleine Szenen und auf dem großen Zettel (hängt an der Bürotür = bewegliche Flipchart :) ) notiere ich all die Fragen, die mir bei einer Szene kommen, die Antwort aber nicht passt, also an anderer Stelle erzählt werden möchte.

    Ich finde es spannend, dass jede*r so eine eigene Technik hat und damit sehr gut ans Ziel kommt.

    Liebe Grüße. Ally.

    1. Hallo Ally,

      danke für deinen Kommentar!

      Ja, ich bin auch immer wieder von den unterschiedlichen Schreibprozessen fasziniert. Letztlich muss jeder das System finden, das für ihn persönlich am besten funktioniert. Und das kann auch von Projekt zu Projekt unterschiedlich sein. Ich selbst lese immer wieder gern, wie andere ans Schreiben herangehen.

      Unsere Vorgehensweisen scheinen relativ ähnlich zu sein: ein Plan vorab, damit man nicht steckenbleibt, aber grob genug, damit noch genügend Flexibilität bleibt und neue Ideen eingebunden werden können, der eigentliche Schreibprozess dann in Scrivener (ein wirlklich tolles Programm, das ich fürs Romanschreiben nicht mehr missen möchte).
      Ich habe früher immer Zusatzideen auf alles Mögliche gekritzelt, was gerade da war – ins Notizbuch, auf einen Briefumschlag, auf irgendeinen Zettel, zum Teil in eine gesonderte Datei auf dem Rechner getippt, … Das betrifft auch Ideen für die Überarbeitung. Beim ersten Roman war das ein heilloses Durcheinander und ich musste erst mal alles zusammensammeln und strukturieren, um damit weiterarbeiten zu können. Inzwischen schreibe ich mir eher Kommentare an die entsprechende Stelle in Scrivener oder übergeordnete Hinweise/Ideen in eine einzige Datei – aber eben alles schon elektronisch. So geht nichts verloren und ich habe alles an einer Stelle – maximal an zwei Stellen.

      Nochmals danke fürs Lesen und Kommentieren!

      Beste Grüße
      Kerstin

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